Stellungnahme Projekt Bushof und Bahnhofplatz Muttenz


Sehr geehrte Damen und Herren

Die Wirtschaftsförderung Muttenz (WiFöM) ist eine Initiative der Gemeinde für und mit der lokalen Industrie und Wirtschaft. Wir haben den Anspruch, die rund 1’000 Firmen und deren rund 13'000 Arbeitnehmende zu vertreten und bringen deren Interessen ein. Hauptziel der WiFöM sind attraktive Rahmenbedingungen für den Wirtschaftsstandort zu erhalten oder zu schaffen, die Anbindung an den öffentlichen Verkehr ist dabei zentral. Unser Vorstand und Begleitrat sind Vertreterinnen und Vertreter aus Unternehmen, dem Bildungs-Cluster, der Politik und der Standortförderung BL.

Wir möchten Ihnen für den Vorschritt bei der Entwicklung eines attraktiven und optimierten Bahn- und Bushofplatzes für Muttenz danken. Wir begrüssen, dass teilweise Anforderungen von Seiten der Gemeinde eingeflossen sind. Der Planungsstand von 2016/2017 mit den dann getroffenen Annahmen widerspiegelt sich in den heute aufliegenden Beschreibungen, Plänen und Ausführungsideen. Die Nutzung des Bahnhofs hat sich seit 2017 jedoch deutlich verändert und weiterentwickelt (Form, Nutzung und Volumen).

Der Bahnhof Muttenz bildet eine Schlüsselrolle bei der Standortattraktivität und für die Entwicklung der angrenzenden Wirtschaftsquartiere, für den Bildungscluster BL, für die Anbindung an den Fern- und Regionalverkehr und den raschen Zugang ins Zentrum.

Nach Lektüre des Auflagendossiers (11. Juni 2025) zum geplanten Bauprojekt «Bushof und Bahnhofplatz Muttenz» erlauben wir uns, aus Sicht der Wirtschaftsförderung einige Punkte einzubringen. Die Büros der WiFöM befinden sind im Bahnhof Muttenz und bieten uns Einblick ins Verkehrsaufkommen und Nutzerverhalten, was für unsere Überlegungen dienlich ist.

Insgesamt kommen wir zum Schluss, dass aktuelle Bedürfnisse bereits die Planung überholt haben und zukünftige Entwicklungen wenig oder teils ungünstig in der Vorlage reflektiert wurden. Weiter meinen wir zu erkennen, dass dem optimierten Busbetrieb mehr Gewicht als den Personenströmen, anderen Verkehrsträgern und dem Zu-/Abgang, gegeben wurde. Zusätzlich haben wir Kenntnis, dass die Einbindung der Bedarfsträger in den letzten Jahren zögerlich bis absent war.

Der heutige Nutzungsstand übertrifft unserer Meinung nach bereits deutlich den geplanten Zustand, sei dies bei der Anzahl Reisenden, der Anzahl Busverbindungen oder der Anbindung an das städtische Leben der Gemeinde. Aktuelle und geplante Weiterentwicklungen führen voraussichtlich zu weiter steigenden Personenströmen, einer intensiveren Nutzung und höheren Frequentierungen und somit einer steigenden Nachfrage: (Entwicklungen zu 2016/2017)

  • Aktuelle und projektierte Bauprojekte im Polyfeld (Bildungscluster, Firmen)
  • Wachstum der FHNW (neue Studiengänge), Spin-offs
  • Entwicklungen Bizenenareal, Standortausbau von grösseren Firmen
  • neue Wohn- und Gewerbeflächen Co-Next (109 Wohnungen, 1500 m2 Gewerbeflächen)
  • neue Ansiedlungen Industriegebiet Schweizerhalle (Corden Pharma 400 MA, Auslastung GETEC Park)
  • neue SBB-Takterhöhung S-Bahn ab Fahrplan 2026 (ca. 16 Verbindungen/h zu Stosszeiten)
  • neue Busverbindung (Linie 46) und vermehrt Gelenkbusse zu Stosszeiten
  • vorhandenes und übernutztes Veloparking (Annahmen Vorlage ist 170, vorhanden 240, durchschnittliches Aufkommen beobachtet ca. 300)
  • erfolgter Ausbau von Sharing-Angeboten pick-e-bike
  • deutliche Zunahme E-Velos im Veloparking
  • Fertigstellung des Umbaus Gleise 1, 2+3 und 4 und Zugang zu den Gleisen (Engpass)
  • hohes Mass an Bring- und Abholfahren

Vor diesem Hintergrund möchten wir unsere Einschätzung und die folgenden zusätzlichen Beobachtungen aus Sicht der WiFöM in die weitere Projektentwicklung einbringen.

  • Mobilität und Parking (zu wenig und am falschen Ort)
  • Bestehende Veloplätze sind chronisch überbelegt, die geplanten 264 gedeckten Plätze sind unzureichend. (Vergleich: Pratteln hat über 600 überdachte, gleisnahe Plätze)
  • Kiss & Ride-Zone im Plan nicht durchfahrtsorientiert, Queraufstellung erfordert Einparkieren / Wendeverkehr (wilde Zufahrt auf Busplätze werden die Folge sein)
  • zwei vorgesehene E-Ladepunkte sind im Hinblick auf die prognostizierte Zunahme von E-Autos deutlich zu wenig
  • Geplante Sharing-Mobility Fläche deutlich zu klein und am falschen Ort (nähe Quartiere / Stadtzentrum optimaler)
  • Geplante Stellfläche Motorräder zu klein und am falschen Ort (aktuell oft mehr als 20 grössere Motorräder parkiert)

Personenströme und Bushof (Personenstrom ungünstig, wenig Ausbauoption)

  • Bus-Türen sind nicht zum Gleis 1 orientiert, Personenstrom kreuzt Busfahrbahn und führt zu Verkehrsrisiko (heutiger Zustand ideal für rasche Anbindung und Zugang)
  • Pendlerstrom vom Bahnhof in Richtung FHNW wird gemäss Beobachtungen über den geplanten Parkplatz laufen (kein natürlicher Strom)
  • Linie 63 entfällt (Plan nicht mehr aktuell), neu Linie 46; zu Spitzenzeiten stehen 4 Busse gleichzeitig (Gelenkbusse im Einsatz)
  • geplantes Layout gibt zu wenig Option für Ausbau auf zusätzliche Bus-Perrons oder längere Busse (Doppelgelenk für Tramersatz)

Wendekreis & Verkehr

  • Geplanter Wendekreis belegt wichtigen Platz in einer «Prime-Location» für die zukünftige Entwicklung des Bahnhofareals
  • Heutige Trenninsel im Knoten Neue Bahnhofstrasse / Grenzacherstrasse / Bahnhofstrasse fungiert zur Verkehrsberuhigung, Wegfall könnte Geschwindigkeiten beim Übergang erhöhen
  • Layout und Gestaltung Ein- und Ausfahrt der Parkfelder erzwingen Rückwärtsmanöver
  • Velo Zu- und Abgang auf den Bhf-Platz sind ungünstig und nur an einem Ort (Engpass)
  • Parkplätze ausserhalb des Bhf-Platzes sind unattraktiv und der Zugang auf der sehr hoch frequentierten Strasse zu Stosszeiten fast unmöglich

Weitere Hinweise

  • Doppelstockständer nur bedingt geeignet für E-Bikes (Gewicht), für Kinder und ältere Personen kaum nutzbar
  • Die Grünflächen am westlichen und östlichen Rand bieten wenig Mehrwert (eher für zusätzliche Velostellplätze) und der bestehende prächtige Baumbestand sollte im Konzept integriert werden. Der südliche Teil des Platzes wird wenig bis gar nicht ‘mitgedacht’.

Zusammenfassend kommen wir zum Schluss, dass der grosse Umbauschritt zudem mit dem geplanten Masterplan Bhf-Quartier Muttenz wenig Mehrwert bietet. Vielmehr wäre eine Aufwertung und Renovation des Provisorium Bhf-Platz zielführender mit Mehrwert für Zugang, Abgang und Mobilitätszugang.

Wir bitten Sie, diese Punkte in die weitere Projektplanung aufzunehmen und würden uns über eine Überarbeitung des geplanten Projekts freuen. Die Interessen und der Nutzen der Wirtschaft und Industrie mit den Arbeitnehmenden steht für uns an oberster Stelle, und wir sind überzeugt, mit unserer Eingabe für diese Anspruchsgruppen einen Beitrag zu leisten.

Gerne stehen wir für einen vertieften Dialog und den gemeinsamen Austausch zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüssen

Im Namen der Wirtschaftsförderung Muttenz (WiFöM)

Der Präsident

Dr. Felix Hanisch

Die Vizepräsidentin

Tamara Hersperger

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